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Weniger ist mehr

ÜBER MAXIMALEN MINIMALISMUS IM WEBDESIGN

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Weniger ist mehr

ÜBER MAXIMALEN MINIMALISMUS IM WEBDESIGN

Re|duk|ti|on – das ist ein magisches Wort, ein Allheilmittel eigentlich, denn es gibt beinahe nichts, das durch die Reduktion nicht besser würde. Wir setzen sie beliebig ein: Fett-, Stress-, Falten-, Schulden-Reduktion – sogar die Sauce gewinnt durchs Wenigerwerden. Übersetzt in die Sprache des Designs, ist das eine basale, aber gleichsam komplexe Gleichung: weniger ist mehr. Was sich seit einigen Jahren auch im Webdesign ankündigt, dürfte 2016 seinen Höhepunkt finden. heureka hat die aktuellen und zukünftigen Trends des Webdesigns für Sie analysiert.

Trend 1

Maximaler
Minimalismus

Es gibt einige dieser Gleichungssätze, die zu definieren versuchen, was gutes Design ist – angefangen bei Horatio Greenoughs „form follows function“. Das bedeutet aber nicht mehr und nicht weniger, als dass gutes Design kontextbasiert sein muss. Wenn Schnörkel, Prunk und Protz dem Inhalt dienlich sind, dann kann auch das gutes Design sein. Die Reduktion kommt immer dann ins Spiel, wenn sie zweckgebunden ist. Beim Webdesign ist sie das – bis auf wenige Ausnahmen – eigentlich immer. Schließlich sollten Benutzerfreundlichkeit, Usability oder User Experience der übergeordnete Zweck eines jeden Web-Produkts sein. Aus dem Interface-Design, das durch den begrenzten Raum auf Bedienoberflächen naturgemäß auf eine reduzierte Designsprache mit klaren Formen und einfachen Icons setzt, hat sich in den vergangenen Jahren das „Flat Design“ als eine Benchmark im Webdesign etabliert: grafisch minimalistisch bei maximaler Orientierung. Google hat diese Design-Bewegung mit seinem „Material Design“ perfektioniert. Wie bei jedem Trend funktioniert diese Sprache nicht für jeden Content, deshalb bilden kreative, illustrative oder typografische Websites einen spannenden Gegenpol.

Was versteht man unter Flat Design und Material Design? 

Was versteht man unter Flat Design?

Flat Design wird geprägt von
_ Verzicht auf Texturen
_ Typografie als Gestaltungsmittel
_ stark ausgeprägter Hierarchie in Größen und Farben
_ Verzicht auf Plastizität

Was versteht man unter Material Design?

Material Design ist eine vom Unternehmen Google Inc. entwickelte Designsprache und wurde zuerst bei Google Now verwendet. Material Design wird geprägt von
_ kartenähnlichen Flächen
_ Gestaltungsmitteln des Flat Design
_ vielen Animationen und Schatten
_ leichtem 3D-Tiefeneffekt, der den Nutzer sofort erkennen lässt, welche Bereiche wichtig und/oder anwählbar sind.

Trend 2

Scrollytelling schafft Erlebnisse.

Aber nicht nur optisch ist die Reduktion im Webdesign maßgeblich: Struktur braucht Vereinfachung, Vereinfachung braucht Reduktion. Websites mit weitverzweigten Sitemaps sind noch immer als Kinderkrankheit des WWW im Umlauf und bei Unternehmens-Websites nicht selten eine Folge von organisatorisch aufgeblähten Konzernstrukturen. Doch immer mehr entwickeln sich nicht nur die Web-Präsenzen von Unternehmen der Kreativbranche zu Erlebnisportalen, die mit einem konzeptionell und optisch reduzierten Site Design ihren Besuchern Geschichten erzählen. Scrollytelling heißt die optimale Verbindung von Story und Scroll-Effekt, bei der meistens in Form eines One-Pagers (optisch bewegt sich der User auf einer einzigen Seite, durch die er sich – meist vertikal – scrollt oder wischt.) auf verzweigte Site-Strukturen und viele Klicks verzichtet wird. So setzt auch das Magazin zum Geschäftsbericht 2015 der Robert Bosch GmbH diesen Trend gekonnt ein und den Content dadurch in Szene. Die Zunahme des mobilen Netzzugriffs begünstigt den Trend zum Scrollytelling.

Die Geschichte "Digitaler Schutzengel" im Bosch Online Geschäftsbericht 2015 erzählt die dramatischen Minuten eines Autounfalls als spannende One-Pager-Geschichte. Unterstützt durch Videos und eingebettete Geräusche wird die Geschichte greifbar. geschaeftsbericht.bosch.com/service/

Trend 3

Die Online-Zukunft ist mobil.

Das globale Datenvolumen über mobile Endgeräte liegt Schätzungen des Unternehmens Cisco zufolge 2016 bei 6,2 Exabytes (ein Exabyte = einer Milliarde Gigabytes) pro Monat. Bis 2020 wird sich diese Zahl verfünffachen. Durch den weltweiten Siegeszug von Smartphones und Tablets hat sich eine neue Web-Motorik etabliert und die heißt: Wischen statt Klicken. Da die Assoziation mit dem Putzeimer aber nicht immer gewollt ist, sprechen auch wir jetzt ab und an von Swipen – das geht nach links, nach rechts und rundherum. Eine Neuerung stellt die Darstellungsform über sogenannte Page-Carousels dar: Die Bezeichnung „Carousel“ legt dabei nahe, dass es – als Erweiterung zum vertikal scrollbaren One-Pager – um horizontale Drehungen geht. Inhalte werden verstärkt durch Swipen eingeblendet, über vertikales Scrollen kann dann zum nächsten Bereich gesprungen werden. Die Entwicklung responsiver oder mobiler Webseiten wird den Weg des Webdesigns also maßgeblich mitbestimmen. Webentwickler und Designer müssen einmal mehr die unterschiedlichen Parameter in der Konzeption berücksichtigen, welche den mobilen Online-Zugriff determinieren: kleine Displays, kurze Ladezeiten, keine Flash-Programmierung. Ihre Spielwiese für intelligente Navigationskonzepte, welche die Inhalte sinnvoll inszenieren, wird dafür aber ebenfalls größer und bunter.

Trend 4

Bilder treten in den Hintergrund.

Bilder spielen nach wie vor eine wichtige Rolle, doch anstatt diese in Slidern zu verstecken, werden starke, emotionale Bilder immer öfter großflächig als Hintergrund eingesetzt. Leichte Bewegungen im Bild überraschen den Betrachter und lassen scheinbare Standbilder erst auf den zweiten Blick als Bewegtbild erkennbar werden. Der klassische Loading-Screen wird dabei immer öfter genutzt, um bereits in der Wartezeit Informationen oder Stimmungen zu transportieren. Die Integration von Bildern unterschiedlichster Art wird in 2016 und 2017 eines der bestimmenden Themen im Web-Design sein: Sinkende Preise für Kamera-Drohnen und Panoramabild-Software machen interaktive 360-Grad-Ansichten vergleichsweise günstig realisierbar. 360-Grad-Videos, in denen sich der User im bewegten Bild selbst interaktiv bewegen kann, schaffen völlig neue Online-Erlebnisse. Die nächste Stufe sind Virtual-Reality-Anwendungen, deren Einsatzmöglichkeiten, neben Gaming-Angeboten, auch für bildungsbezogene und informationsreiche Inhalte beinahe grenzenlose Möglichkeiten bieten. Und damit auch für Werbetreibende, die ihre Zielgruppen noch tiefer in Markenwelten eintauchen lassen können.

Trend 5

Der intelligente Geschäftsbericht ist digital.

Auch in der sich weniger schnell ändernden Welt der Finanzkommunikation zeichnet sich langsam ein Trend ab:

Immerhin knapp 57 Prozent der publizierenden Unternehmen mit Börsennotierung in Deutschland veröffentlichen einen HTML-Bericht.

Nur wenige Unternehmen trauen sich auf eine vollständig gedruckte Version des Geschäftsberichts zu verzichten und bieten den kompletten Bericht „nur“ noch online an. „Nur“ – das heißt im Gegenzug, dass die Möglichkeiten zur zielgruppengerechten und individualisierbaren Bereitstellung von Informationen im Online-Bericht weitaus größer sind.

Wenn frei werdende Budgets aus eingesparten Druckkosten sinnvoll eingesetzt werden, können digitale Geschäftsberichte zu imagestarken Erlebnis- und ebenso zu detaillierten Informationsportalen werden. Sie schaffen den Spagat, den der gedruckte Geschäftsbericht seit jeher mit etwas ungelenken Bemühungen zu perfektionieren versucht. Die inhaltliche Verzahnung von Storyteilen und Informationen aus dem Lagebericht wird in der digitalen Berichtsform direkt nachvollziehbar möglich. Die Bedeutung des Geschäftsberichts als Leitmedium wird weiter zunehmen und auch organisatorisch Unternehmenskommunikation, IT und Investor Relations noch stärker verzahnen. Bislang zumeist unerkanntes Potenzial steckt vor allem in der Auswertung der Zugriffe auf Online-Berichte: Weit über einfache Downloadzahlen hinaus kann das Nutzungsverhalten, bis hin zur Weiterverbreitung von Inhalten in sozialen Netzwerken, analysiert werden. Die Megatrends Digitalisierung und Individualisierung sind auch in der Finanzkommunikation angekommen. Externe Partner helfen beim Data Mining, um aus den Datenmengen ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse der Zielgruppen zu gewinnen: um daraufhin ganzheitliche Konzepte für die Finanz- und Unternehmenskommunikation zu entwickeln – emotional, digital und mobil.