Er war ein großartiger Geschichtenerzähler, seine Spannungsbögen haben ihn weltberühmt gemacht, sein Markenzeichen – der Cameoauftritt: In fast allen seinen Filmen ist Alfred Hitchcock selbst in einem Bild zu sehen, überraschend, kurz, in unscheinbarer Rolle zeigt er sich dem Publikum – umso größer ist die Wirkung. Für glaubwürdiges Storytelling, das seine Wirkung nicht verfehlt, sollte das genau das Ziel sein: Content kreieren und dabei die Markenbotschaft als Cameo verpacken – unaufdringlich, aber wirkungsvoll, eben kein klassisches Brand-Placement. Denn Geschichten über Marken, erzählt von Marken, die will nun wirklich niemand hören.
Storytelling
It’s all
about the
story
S torytelling ist so alt und erfolgreich wie die Geschichte der Menschheit (#adam #eva #schlange #apfel) und doch umso wichtiger für jede Marke, die gehört werden will: Erfolgreiches Content Marketing ist narrativ und digital. Bevor wir uns in Diskussionen um Definitionen verstricken und wertvolle Zeit verlieren, in der die Geschichten zur Marke ein anderer erzählt: Content Marketing ist die Komposition, Corporate Publishing das Konzert und Storytelling die erste Geige. Die wichtigste Erkenntnis am vielbeschworenen Ende des Tages ist aber doch: Content zählt, weil Content wirkt.1
Die Bedeutung inhaltsgetriebener Kommunikation hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen: Als Corporate Publishing Agentur ist die heureka Mitglied beim Forum Corporate Publishing (FCP) – dem größten Corporate Publishing Verband Europas. Als Branchenverband vertritt das FCP eine Mediensparte, die laut eigener Angaben in 2013 rund 5,8 Milliarden Euro umgesetzt hat – ein Plus von 23 Prozent im Vergleich zu 2012.2 Das ist wenig verwunderlich, sehen Kommunikationsverantwortliche die Vorteile von inhaltsgetriebener Kommunikation gegenüber werblichen Ansätzen doch in den unterschiedlichsten Bereichen: von der Steigerung der Glaubwürdigkeit bis hin zum Employer Branding. Einige der Großen gehen mit gutem Beispiel voran, mit kleinen bis größeren Schritten: Die Allianz mit ihrem Kundenmagazin „1890“, Bosch mit „Bosch global“ und dem Magazin zum Geschäftsbericht, Coca-Cola nimmt mit auf eine „Journey“ und Siemens gibt „answers“ – teilweise werden hier globale Websites zu digitalen Magazinen. Doch die Wirkung von gutem Content hält sich nicht an die von Marketern gemachten B2C-Grenzen. Die richtige Inszenierung von wirksamem Content zur imagefördernden Positionierung einer Marke ist für erklärungsbedürftige Geschäftsmodelle oder in der B2B-Kommunikation vielleicht die noch größere Herausforderung – aber darum nicht weniger wichtig und wertvoll.
1 Wir streuben uns gegen Anglizismen. Aber nur dann, wenn es ein deutsches Wort gibt, das mindestens genauso gut auf den Punkt bringt, worum es geht. Manchmal kommen auch wir einfach nicht darum herum, denn als Synonym für „Content“ reicht „Inhalt“ einfach nicht aus.
2 Zehnvier: Basisstudie IV, FCP-Barometer, Herbst 2014, im Auftrag des Europäischen Institutes für Corporate Publishing (EICP) und des Forum Corporate Publishing (FCP)
3 Baetzgen/Tropp (Hrsg.) Brand Content – die Marke als Medien-ereignis, Schäffer/Poeschel, Freiburg 2013: S. 4.
Technisches menschlich erzählen – Tobias Dennehy, Corporate Story Architect bei der Siemens AG, erklärt im Interview wie Storytelling auch in Technik getriebenen Unternehmen funktionieren kann.
„Filme zu drehen, das bedeutet für mich zuerst und vor allem, eine Geschichte zu erzählen. Diese Geschichte darf unwahrscheinlich, aber sie darf nie banal sein. Sie sollte dramatisch und menschlich sein.“
Alfred Hitchcock, Regisseur
Content macht die Marke“, heißt es in der Branche bei Kommunikationsverantwortlichen und Dienstleistern gleichermaßen. Es ist an der Zeit, noch einen Schritt weiter zu gehen: Content ist die Marke. Denn aus Marken werden Medien: Statt Werbezeiten und -plätze einzukaufen, investieren immer mehr Marken in eigene Informations- und Unterhaltungsangebote, sogenannte Markenmedien (Owned Media).3 Thomas Dennehy ist „Corporate Story Architect & Editorial Change Manager“ bei der Siemens AG: Schon die Stellenbezeichnung ist Programm. Dennehy ergründet den Content-Begriff von der Wurzel aus, wenn er konstatiert, dass neben „Inhalt“ auch „Gehalt“ und Zufriedenheit eine Rolle für den Content-Begriff spielen, die weit über die rein begriffliche Definition hinausgeht. Ausgehend von dieser Sichtweise lässt sich Content noch weiter aufbrechen: Inhalt, Gehalt, Halt – dieser Dreiklang beschreibt, worum es idealtypisch beim Content Marketing geht: Gehaltvolle Inhalte, die den Rezipienten nicht nur Halt machen lassen, bei einer Geschichte zu verweilen, sondern ihm und vor allem der Marke Halt geben, im stürmischen Meer der Markenbotschaften.
Ein gutes Drehbuch braucht einen guten Regisseur, um ein hervorragender Film zu werden. Dabei ist der kritische Erfolgsfaktor nicht in Filmkritiken zu suchen, sondern in der Akzeptanz und Begeisterung beim Publikum. Ob Blockbuster oder Arthouse – diese vier Regeln zum Storytelling sollten Sie verinnerlichen, um mit den Geschichten über Ihre Marke erfolgreich zu sein: